NeoCool's Realm

We're striking hard and the instruments of tyranny are collapsing.


Im Gedenken an David Kelly.

21.07.2003


David Kelly, der ehemalige UN-Waffeninspektor und Kritiker des Irakkrieges ist tot. Es heisst nun, dass es Selbstmord war, er habe sich selbst die Pulsadern aufgeschnitten. Lassen wir doch mal die Berichte Revue passieren:

Den ersten Bericht las ich am Freitag Nachmittag. Dort ist nur vom Verschwinden und einer unidentifizierten Leiche die Rede. Eigentlich ist ja ein Tod durch aufschneiden der Pulsadern recht offensichtlich und ein bekannter Mann wie Kelly sollte relativ schnell identifiziert werden koennen, aber die Londoner Polizei war dazu anscheinend nicht in der Lage.

Zweiter Bericht am naechsten Morgen. Dort ist ein Krankenwagen zu sehen, der den Fundort verlaesst. Lebte Kelly also am Fundort noch? Es ist ausserdem zu lesen, dass es noch Ungewiss sei, wie und warum Kelly starb. Nach einem Tag konnten anscheinend weder Polizei und Krankenhauspersonal feststellen, dass er sich die Pulsadern aufgeschnitten hat.

Dritter Artikel ebenfalls am naechsten Morgen. Hier wird die Selbstmordthese bereits stark vorangetrieben, ohne dass es offizielle Fakten gibt, die diese auch nur annaehernd plausibel machen.

Es wird abzuwarten sein, was neuere, ausfuehrlichere Berichte an den Tag bringen, es ist aber zu erwarten, dass moeglichst schnell die Selbstmordtheorie und eine "unabhaengige" Bestaetigung derselben vorangetrieben werden wird, womoeglich noch mit einem neuen Motiv, wie z.B. Drogensucht, Schizophrenie oder aehnliches, um die Blair-Regierung von jeglicher Schuld reinzuwaschen.

Update: 22.07.2003


Alastair Campbell, Blairs Regierungssprecher , bezeichnet Pressevertreter als "Abschaum".

Dies ist die Mitschrift von Kellys Befragung im House of Commons.

Offizielle Informationen der Thamesvalley Polizei, die fuer den Stadtteil in dem Kelly gefunden wurde verantwortlich ist. Ein Messer oder Schmerztabletten werden hier (noch) nicht erwaehnt. Dies sind aber recht offensichtliche Hinweise, die wohl kaum eine forensische Untersuchung benoetigen, um sie zu finden. Erst im Update vom Samstag werden diese Fundsachen erwaehnt. Hier ist die offizielle Stellungnahme der Familie.

In diesem Artikel ist von Emails die Rede, die Kelly noch kurz vor seinem Tod abgeschickt hat. Es handelt sich dabei aber keinesfalls um Abschiedsbriefe.

Der Spiegel behauptet hier, dass Messer und Schmerztabletten bereits am Freitag morgen gefunden worden, tatsaechlich aber gab die Polizei diese Information erst am Samstag morgen, also beinahe 48 Stunden nach Kellys Tod. Auch hier wird behauptet, dass bereits kurz nach dem Fund erklaert worden waere, dass man Messer und Schmerzmittel gefunden habe. Von der zustaendigen Polizei kann dieser Hinweis aber nicht stammen, da diese diese Information, wie oben zu sehen, erst am Samstag veroeffentlichte. Bereits kurz nach den Ereignissen wird anscheinend schon versucht die Geschichte umzuschreiben.

"Ich werde wahrscheinlich tot im Wald gefunden werden."


Bericht fasst die Aussage von David Broucher vor dem Ermittler Lord Hutton zusammen. Er fragte Kelly vor dem Krieg was wohl passieren wuerde, wenn der Krieg ausbricht und Kelly antwortete: "Ich werde wahrscheinlich tot im Wald gefunden werden." ("I will probably be found dead in the woods"). Damals habe er geglaubt, dass Kelly Angst vor den Irakern habe, heute sei ihm klar, dass er wahrscheinlich etwas ganz anderes meinte.
Wenn man diese Aussage mit dem Versuch die Geschichte bereits kurz nach den Ereignissen um zuschreiben und Kellys Emails ueber 'dunkle Maenner im Hintergrund' verknuepft, wird meiner Meinung nach die Annahme das Kellys Tod ein Selbstmord war deutlich unwahrscheinlicher. Auf jeden Fall wird der Fall Kelly etwas erreichen, was Tony Blair nur recht sein kann: Kritische Stimmen im Land werden verstummen, weil man sich letztendlich seines Lebens nicht mehr hundertprozentig sicher sein kann. Schon deshalb sollte im Interesse der Demokratie die Regierung geschlossen zuruecktreten. Das sie dies nicht getan hat, zeigt deutlich wo ihre Prioritaeten liegen.

Links


Aussage von Kellys Frau
Nicht sehr ueberzeugende Sammlung von Indizien die fuer einen Mord sprechen


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